Beitragvon vorollo » Do 9. Sep 2010, 10:01
Hallo Conny
Gebrannter Amethyst muss als "gebrannt" deklariert werden, bzw. "gebrannter Citrin" ist vermutlich auch noch zulässig. Den gebrannten Amethysten sieht man die Behandlung (goldgelb mit einem orangen Stich OHNE Raucheinschlag) in den allermeisten Fällen an, auch wenn im Steinladen neben dem Schälchen mit den gebrannten kein Schälchen voller rauchig-blassgelber zum Vergleich angeboten wird.
Gemäss der Heilstein-Enzyklopädie von von Holst/Kühni wirkt auch gebrannter Amethyst und kann als Heilstein verwendet werden, er wirke aber anders und "hitziger". Dem Text entnehme ich, dass die Wirkung des gebrannten Amethysten jener eines natürlichen Citrines näher kommt als jener des ursprünglichen Amethysten. Für mich persönlich (das ist meine eigene Meinung) sind gebrannter Amethyst sowie alle übrigen gebrannten und bestrahlten Steine wertlos, und zwar mineralogisch sowie energetisch. Für mich muss ein Stein so sein, wie er aus der Erde kam (abgesehen von der Formgebung, Politur, Schliff natürlich). Es stimmt durchaus, dass die Farbe vieler Steine durch natürliche Radioaktivität im Gestein oder natürliche Hitze tief im Erdinnern, zusammen mit den im Stein enthaltenen Mineralstoffen, hervorgerufen wurde, aber die von Menschenhand erzwungene Farbveränderung ist für mich gegen die Natur des Steins. Es gibt ganz wenige Ausnahmen, bei welchen ich ein Auge zudrücken könnte - Beispiele: Natürlicher Kunzit wird meist von den Minenleuten direkt nach dem Fund ein paar Tage in die heisse Sonne gelegt oder in heissem Wasser gekocht, um bräunliche Einschläge zum Verschwinden zu bringen und die rosaviolette Farbe zu verstärken. Oder brauner Zoisit wird bereits bei relativ niedrigen Temperaturen (so um die 200 Grad - beim gebrannten Citrin braucht es 400 Grad!) zum begehrten dunkel blauvioletten Tansanit.
Die Farbe des Citrins entsteht entweder durch die natürliche Ionisierung (Radioaktivität) von Aluminium oder durch Eisen ohne Radioaktivität. Aluminium und Eisen sind in den meisten Quarzen in Spuren vorhanden - Hitze, natürliche Radioaktivität, Druck und weitere Faktoren bei der Entstehung des Steins rufen dann die Farben hervor. Eigentlich gibt es in der Natur zwei verschiedene gelbe Quarze, beide nennt man Citrin. Der Aluminium-Citrin ist tendenziell eher rauchig-blassgelb, der Eisen-Citrin ist tendenziell eher goldgelb. Die meisten Naturcitrine enthalten wohl auch ein wenig Lithium wie der Rauchquarz und sind dadurch leicht rauchig-gelb oder bräunlich. Beim Amethysten passiert im Erdinnern folgendes: Das im Quarz enthaltene Eisen wird zusätzlich durch Radioaktivität in eine andere Oxidationsstufe versetzt und der Stein wird dann nicht gelb, sondern violett. Genau diesen natürlichen Vorgang kehrt man dann beim künstlichen Brennen von Amethyst um.
Es kann in der Natur selten vorkommen, dass Amethyste durch Hitze im Erdinnern zu gelben Quarzen - Citrinen - werden, aber das sind nicht die Steine, welche angeboten werden. Und ein solcher Prozess geschieht über Jahre oder Jahrhunderte und nicht im Ofen durch eine kurze Schockerhitzung wie beim Brennen von Amethysten. Blassgelber, rauchiger Naturcitrin ist nicht sehr selten (aber seltener als Bergkristall und Rauchquarz), nur kräftig-gelber Citrin mit einem rötlichen Einschlag ohne Braun (den gibt es auch natürlich, nur extrem selten!) wird weltweit mehr nachgefragt als er natürlich vorhanden ist. Deshalb wird er seit vielen Jahrzehnten gebrannt. Ich persönlich mag Citrine sehr, aber die blassgelben, leicht rauchigen!
Beste Grüsse aus dem Kristallgitter.
V.